2016-11-27

Agrarhaushalt 2017: Kleine Verbesserung, keine Trendwende

Der Agrarhaushalt für das kommende Jahr beträgt fast sechs Milliarden Euro. Davon werden 20 Millionen Euro in das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) investiert. Das sind drei Millionen Euro mehr als in 2016. 

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zeigt sich zwar erfreut, dass "die Abgeordneten von SPD und Union den Agrarhaushalt auf den letzten Metern noch etwas verbessern konnten". Doch gemessen daran, dass "das Bundesprogramm Ökolandbau das wesentliche Instrument für die Öko-Forschung darstellt, könne die Haushaltserhöhung im BÖLN nur ein Anfang sein", so der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein. "Im kommenden Februar will Bundesminister Christian Schmidt die „Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau“ vorstellen, mit der 20 Prozent Bio-Fläche erreicht werden sollen. Wer eine Trendwende erreichen will, muss dies auch durch eine entschieden andere Haushaltspolitik tun."

Trotz Agrarkrise und wachsenden Anforderungen an Klima-, Boden-, Gewässer- und Tierschutz werde mit dem Löwenanteil des Agrarhaushaltes weiterhin das aktuelle Landwirtschaftssystem zementiert, anstatt es nachhaltig umzubauen, moniert der BÖLW-Vorsitzende. "Jeder Euro Investition in wirklich nachhaltige Wirtschaftssysteme zahlt sich aus und sorgt für mehr Wertschöpfung und mehr Verbrauchervertrauen.“

Positiv bewertet der deutsche Bio-Spitzenverband hingegen, dass die Arbeit am Klimaschutz ausgebaut und unter anderem auch Geld in Ernährungsbildung investiert werde.

Hintergrund
Der Bio-Flächen-Anteil liegt aktuell bei etwa 7 Prozent. Laut BÖLW werden weniger als 1,5 Prozent der Agrarforschungsmittel in diesen Bereich investiert, obwohl Wissenschaftler einen beträchtlichen zusätzlichen Forschungsbedarf sehen, um unter anderem zu einer tier- und umweltgerechten Landwirtschaft zu kommen. Der BÖLW fordert deshalb eine Erhöhung des Ansatzes für das BÖLN von derzeit 17 auf 60 Millionen Euro.

2016-11-25

Da fehlt das richtige Futter

Deutscher Handel will mehr GVO-freie Milch. Das meldete am 26. Juli die Redaktion bio-markt.
Der deutsche Discounter Lidl habe mit der bundesweiten Einführung der gentechnikfreien Frischmilch seiner Handelsmarke Milbona Zeichen gesetzt. Es werde erwartet, dass bald weitere Händler gentechnikfreie Milch anbieten.

Inzwischen ist es soweit. Der Handel will im großen Stil gentechnikfreie Milch anbieten. Die Nachfrage ist da, aber den deutschen Bauern fehlt das gentechnikfreie Futter, weil sie seit Jahren auf Importe aus Übersee setzen. In Deutschland wird nicht mehr genung Eiwesifutter wie Ackerbohnen, Erbsen, Luzerne, angebaut. Dumm gelaufen.

Nicht betroffen ist die Biobranche. Ökologisch wirtschaftende Landwirte setzen prinzipiell kein Importsoja ein. Auf Bio-Äckern wachsen heimische Leguminosen.

Quelle: http://bio-markt.info/

Nicht abwarten, jetzt handeln.

2016-11-14

Neue Erkenntnisse über wesentlichen Faktor des Bienensterbens, das Flügeldeformationsvirus

Veterinärmedizinische Universität Wien


Seit einigen Jahren treten in Europa und Nordamerika massive Verluste von Honigbienenvölkern vor und während der Überwinterung auf. Die Varroamilbe und das Flügeldeformationsvirus konnten als Hauptfaktoren für das bedenkliche Bienensterben nachgewiesen werden. Mit der Erzeugung künstlichen Erbguts des Virus gelang es Forschenden der Vetmeduni Vienna nun erstmals, Krankheitsverlauf und Symptome der sogenannten Milbenkrankheit ohne die Milben im Labor nachzustellen und die Virusvermehrung zu studieren. Dies ermöglicht nun die überlegte Entwicklung neuer Strategien, um die Bienenpopulation zukünftig zu schützen. Die Ergebnisse wurden im Journal PLOS ONE veröffentlicht.
Link Deutsch: http://idw-online.de/de/news663035


2016-11-11

Klimaschutz: Umbau der Landwirtschaft unaufschiebbar

Wie Landwirtschaft zur Lösung der Klimakrise beiträgt auf BÖLW-Herbsttagung diskutiert

Berlin, 10.11.2016. Mit Blick die UN-Klimakonferenz, die derzeit in Marrakesch (COP 22) stattfindet und auf das zähe Ringen um einen deutschen Klimaschutzplan diskutierte der Bio-Dachverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf seiner Herbsttagung, warum die Klimakrise nicht ohne die Landwirtschaft gelöst werden kann.

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, BÖLW-Vorsitzender, warnte vor einer Rolle rückwärts Deutschlands beim Klimaschutz. Der aktuelle Entwurf des Klimaschutzplans sei ein zahnloser Tiger ohne ausreichende, verbindliche Ziele und Maßnahmen. Löwenstein betonte, dass die Landwirtschaft nicht nur Täter und Opfer der Klimakrise sei, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Lösung anbieten könne. Mit regenerativer Landwirtschaft könne viel überschüssiger Kohlenstoff in humusreichen Bio-Böden dauerhaft, sicher und günstig gebunden werden. Deutschland müsse wieder zum Klimapionier werden.

Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen, Leiter des Forschungsbereiches "Klimawirkung und Vulnerabilität" am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), warnte vor Untätigkeit beim Klimaschutz. Klimaschäden könnten die Agrarpreise um bis zu 30 % verteuern, wodurch weitere Millionen Menschen von Hunger betroffen wären. Laut des Klimaforschers müsste die Landwirtschaft – wie alle Wirtschaftssektoren – dringend vom „business as usual-Pfad“ abbiegen. Der Umbau der Tierproduktion und ein geringerer Fleischkonsum seien bedeutende Hebel für den Klimaschutz. Gesamtwirtschaftlich betrachtet sei auch die Investition in Agrarforschung hochprofitabel und führe in vielerlei Hinsicht zu positiven Effekten.
Bärbel Höhn, Bündnis 90/Die Grünen und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Deutschen Bundestag, gab zu bedenken, dass mit den Zielen und Maßnahmen, die im aktuellen Entwurf des deutschen Klimaschutzplanes festgelegt sind, das Pariser Klimaziel nicht erreicht werden könne. Höhn betonte auch, dass sich Klimaschutz weder verschieben lasse, noch Sektoren aus der Pflicht genommen werden könnten. Die Zeit wäre abgelaufen, in der es genüge, Studien zu machen. Jetzt müsse gehandelt werden. Deshalb müsse in der Landwirtschaft von intensiv zu ökologisch umgesteuert werden.

Dr. Bernhard Walter, Referent für Ernährungssicherheit bei Brot für die Welt, warf einen Blick über den deutschen Tellerrand. Walter betonte, dass die klimafreundlichere, inputärmere Landbewirtschaftung gerade unter Armutsbedingungen funktioniere. Unter bestimmten politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen wie dem gesicherten Zugang zu Land, Wasser, Ausbildung und Frauenrechten könne mit ökologischen, klimafreundlichen Methoden genügend produziert werden.

Clemens Neumann aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sah den deutschen Klimaschutzplan auf einem guten Weg. Mit Fortschritten in Innovation und Forschung könnten die ambitionierten Klimaziele erreicht werden. Bei allen Maßnahmen sei entscheidend, dass man die Betriebe mitnähme.

Josef Braun, Bio-Bauer aus dem bayrischen Freising, betonte, wie viel jeder einzelne Bauer zum Klimaschutz beitragen könne, in dem er sein Betriebssystem immer wieder in Frage stellt und weiter entwickelt. Braun beschrieb unter anderem, dass mit dem Anbau von Kleegras und der daraus resultierenden Bildung von Dauerhumus viel CO2 rückgebunden könne. Es gelte, das Potenzial im Pflanzenbau voll auszunutzen, durch Photosynthese der Atmosphäre Kohlenstoff zu entziehen und in Böden zu binden. Dafür müsse eine ganzjährige Bodenbedeckung mit Pflanzen angestrebt werden und der Ackerbau mit Baumkulturen (Agroforstsysteme) erweitert werden. Wer seinen Acker im Sommer unbegrünt lasse, verhalte sich wie jemand, der seine Solaranlage abschaltet, wenn die Sonne am längsten scheint.

Alexander Mahler vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) sieht einen wichtigen Hebel für Klimaschutz in ehrlichen Preisen. Diese könnten dadurch erreicht werden, dass schädliche Subventionen identifiziert und abgeschafft würden. Eine weitere Möglichkeit sieht Mahler in Abgaben auf klimaschädliche Produkte wie Pestizide oder Fleisch. Mahler wies auf die Schieflage des Steuersystems hin, in dem Arbeit den Löwenanteil der Einnahmen generiere (63 %) während Steuern auf den Ressourcenverbrauch nur knapp 5 % zum Steueraufkommen beitrügen.

Jan Plagge, BÖLW-Vorstand, griff eine Formulierung aus dem Klimaschutzplan auf, nach der es gelte, Zielkonflikte beim Klimaschutz in der Landwirtschaft zu vermeiden. Auf diese Weise könnten Ziele nicht erreicht werden. Er forderte die Bundesregierung deshalb auf, sich stattdessen intensiv den Zielkonflikten zu stellen, um Klimaziele zu erreichen. Die Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Landwirtschaft müssten jetzt verbindlich gesetzt werden – umfassend und mit allen zur Verfügung stehenden Instrumenten in Brüssel, Berlin und den Ländern. Plagge wies darauf hin, dass konkret über die aktuelle und künftige Gemeinsame Europäische Agrarpolitik viel mehr Möglichkeiten bestehen, die Transformation zu finanzieren. Für die Betriebe ergeben sich aus dem klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft viele Chancen.

Quelle: BÖLW.de

2016-11-05

Einführungskurs Bio – Qualität, Verarbeitung und Zertifizierung

Seminar für Verarbeiter, 23. November 2016, 61267 Neu-Anspach/Taunus

Basiswissen rund um Biolebensmittel – kompakt und anschaulich an einem Tag vermittelt: Für die Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von biozertifizierten Erzeugnissen gelten strenge Rechtsvorschriften. Alle Beteiligten der Bio-Wertschöpfungskette müssen deren Besonderheiten kennen, um die Qualitätsvorteile bewerben können. Sie erhalten auch einen praktischen Einblick bei dem erfolgreichen Biohersteller "Biback" Zwiebackfabrik Sommer GmbH & Co. KG (Sommer-Biscuits) und erleben an einem abwechslungsreichen und interaktiven Seminartag, was den Unterschied bei Biolebensmitteln vom Acker bis zur Geschmacksvielfalt auf dem Teller ausmacht.

Anmeldung bis 14 Tage vor der Veranstaltung

Veranstalter: 
FiBL Projekte GmbH
Kasseler Straße 1a 
60486 Frankfurt am Main
Ansprechpartner: Ann-Sofie Henryson, eMail: ann-sofie.henryson@fibl.org
Telefon: 069 / 7137699-47, Fax: 069 / 7137699-9

Programm und Details bei: http://www.fibl.org

2016-11-02

Gentechnik-Flickenteppich verhindern! BÖLW fordert Verbesserungen an Gesetzentwurf ein

Berlin, 02.11.2016. Heute berät das Bundeskabinett den Entwurf für das Gesetz zu Gentechnik-Anbauverboten vom 6. Oktober, den BÖLW, viele andere Verbände und zehn Bundesländer scharf kritisieren. Der Vorsitzende des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:

 

„Gentechnik im Essen ist teuer und riskant. Wir brauchen ein Gesetz, das ohne bürokratische Hürden bundesweite, wirksame Anbauverbote ermöglicht, denn drei Gentechnik-Pflanzen warten auf eine Anbauzulassung.

 

Wenn die Bundesregierung ihre eigenen Aussagen im Koalitionsvertrag ernst nimmt, kann sie den Gesetzentwurf von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt nicht einfach durchwinken. Ohne deutliche Korrekturen führt dieser Gesetzentwurf direkt zu einem Gentechnik-Flickenteppich unterschiedlicher Länder-Regelungen. Bundesweite, rechtssichere Anbauverbote werden mit Schmidts Entwurf praktisch unmöglich gemacht.

 

Sollte das Kabinett keine Korrekturen vornehmen, ist der Bundestag ist gefordert. Die Abgeordneten müssen sicherstellen, dass der Anbau von Gentech-Pflanzen bundesweit und rechtsicher ausgeschlossen werden kann.

 

Über 80 % der Menschen in Deutschland wollen eine gentechnikfreie Landwirtschaft.“

 

 

BÖLW-Stellungnahme zum Opt out-Gesetzentwurf