2016-10-30

Lidl weltweit gegen Käfigeier

Lidl hat der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt bekannt gegeben, bis spätestens 2025 in allen Ländern sowohl den Handel mit Käfigeiern als auch die Verwendung von Flüssigei aus Käfighaltung zu beenden. Die Albert Schweitzer Stiftung hatte Lidl zu diesem Schritt mit angeregt. »Lidl ist damit in vielen Ländern ein Pionier und sendet wichtige Signale an den Einzelhandel sowie an die Lebensmittelproduzenten«, kommentiert Mahi Klosterhalfen, geschäftsführender Vorstand der Stiftung.

Lidl ist das erste deutsche Einzelhandelsunternehmen, das Flüssigei bei seiner internationalen Umstellung auf Eier aus alternativen Haltungsformen mit einschließt. Mit rund 10.000 Filialen und einem Jahresumsatz von über 64 Mrd. Euro gehört Lidl zu den größten Einzelhändlern der Welt.

Die relativ lange Umstellungsfrist ist auch im Lichte dessen zu werten, dass Lidl Veränderungen in Ländern vorantreibt, in denen nach Kenntnisstand der Albert Schweitzer Stiftung noch kein Lebensmitteleinzelhändler Käfigeier ausgelistet hat oder einen Verkaufsstopp plant. Das betrifft u. a. Länder wie Bulgarien, Kroatien, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Tschechien. In Deutschland verzichtet Lidl bereits seit 2009 auf den Verkauf von Eiern aus Käfighaltung einschließlich Kleingruppenhaltung. Zudem enthalten schon jetzt alle fest gelisteten Artikel im deutschen Lidl-Sortiment, in denen Eier verarbeitet wurden (z. B. Pasta oder Kuchen), keine Eier mehr aus Käfighaltung inkl. Kleingruppenhaltung.

Mahi Klosterhalfen, geschäftsführender Vorstand der Albert Schweitzer Stiftung, begrüßt die Entwicklung: »Insbesondere in Osteuropa setzt Lidl wichtige Impulse. Ich bin zuversichtlich, dass das Qualprodukt Käfigei auch dort in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören wird.«

Laut Klosterhalfen weisen auch die alternativen Haltungsformen aus Tierschutzsicht Mängel auf: »Zumindest können die Hennen dort aber mehrere ihrer Grundbedürfnisse ausleben – in der Käfighaltung bleibt ihnen das praktisch vollständig verwehrt.«

2016-10-29

Eiweißreiches Essen lässt Leberfett schmelzen

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke


Potsdam-Rehbrücke – Wie eine neue Ernährungsstudie unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt, verringert eiweißreiches Essen innerhalb von sechs Wochen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes das Leberfett um bis zu 48 Prozent. Dabei war es egal, ob die Kost vorwiegend auf pflanzlichem oder tierischem Eiweiß basierte. 


Das Wissenschaftlerteam um Mariya Markova, Olga Pivovarova, Silke Hornemann und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE, einem Partner des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), veröffentlichte seine Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Gastroenterology (Markova et al. 2016; DOI: http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2016.10.007).
Link Deutsch: http://idw-online.de/de/news662166


2016-10-27

Neues Gesetz bedroht Gentechnikfreiheit

Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Anbauverbote von genmanipulierten Pflanzen in Deutschland regeln soll. Dieser Entwurf ist die Umsetzung der so genannten europäischen Opt-out-Richtlinie. Diese erlaubt es einzelnen EU-Mitgliedstaaten, den Anbau von genmanipulierten Pflanzen auf ihrem Gebiet leichter verbieten zu können, auch wenn diese auf EU-Ebene eigentlich zugelassen sind.

Obwohl in Deutschland eine Mehrheit der Bevölkerung gegen Gentechnik auf ihren Tellern ist, baut Schmidt in seinem Gesetzesentwurf so hohe Hürden auf, dass es beinahe unmöglich sein wird, den Anbau von genmanipulierten Pflanzen deutschlandweit zu verbieten. Doch genau dies wäre notwendig. Denn ginge es nach Schmidt, wäre ein Flickenteppich aus gentechnikfreien Bundesländern und solchen mit Gen-Pflanzen-Anbau vorprogrammiert. Und weil sich Pollen bekanntlich nicht an Landesgrenzen halten, wäre die Kontaminierung unserer Lebensmittel durch die unkontrollierbare Verbreitung genmanipulierter Pflanzen nicht mehr aufzuhalten.

Der Gesetzesentwurf stößt deshalb auf massiven Widerstand. Doch Minister Schmidt schaltet auf stur und weigert sich, die Genkonzerne in die Schranken zu weisen.

2016-10-19

Bei neuem Bio-Recht muss Qualität stimmen

BÖLW zu den heutigen Trilog-Verhandlungen zur Revision der EU-Öko-Verordnung

Berlin, 18.10.2016. Nach schleppenden Verhandlungen in den vergangenen Monaten haben sich EU-Agrarrat und -Parlament darauf verständigt, die Revision der Öko-Verordnung bis zum Jahresende abschließen zu wollen. „Das Risiko lauert am Schluss. Wie es aussieht, werden Bio-Grenzwerte für Pestizidverunreinigungen Teil der finalen Verhandlungen sein“, sagt Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des deutschen Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) anlässlich der 11. Trilog-Runde, die heute in Brüssel unter slowakischer Ratspräsidentschaft stattfand. Löwenstein erläutert das Risiko: „Entgegen jeder Vernunft beharrt die EU-Kommission darauf, Bio-Produzenten für Pestizide von Nachbarfeldern und andere Umweltverunreinigungen verantwortlich machen. Diese weltfremden Vorschläge der EU-Kommission stellen das Verursacherprinzip auf den Kopf. Und weniger Pestizide werden die konventionellen Kollegen dadurch nicht einsetzen.“ In den Verhandlungen im Sommer hatten EU-Kommissionsvertreter ihre Vorschläge zu diesen Dezertifizierungsgrenzwerten, die nun im Verhandlungstext in Klammern stehen, noch einmal verschärft.

 

Die Arbeit auf technischer Ebene, bei denen Vertreter des EU-Parlaments, der -Kommission und des -Agrarrates Kompromisse aushandeln, ist weit fortgeschritten. Wichtig ist: Bei allen Punkten, die noch auf der Trilog-Agenda stehen, muss – trotz der Eile – sorgfältig an den Details gearbeitet werden, damit die Qualität des neuen Bio-Rechts stimmt. „Schnell ist nicht dasselbe wie gut. In den nächsten Wochen muss noch viel passieren, damit das neue Recht besser als das bestehende wird. Und nur diese Messlatte kann bei der Bewertung der Revision angelegt werden“, gibt BÖLW-Vorstand Jan Plagge zu bedenken. Ein schlecht gemachter Verordnungstext würde die Umsetzung viele Jahre erschweren, die Bundesländer, die Kontrollstellen und die Unternehmen belasten und zu juristischen Auseinandersetzungen führen, die vermieden werden könnten. „Effiziente Verwaltung braucht handwerklich gute Gesetze, Bio-Unternehmen brauchen praxistaugliche Regeln und Rechtssicherheit. Dafür müssen sich Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt und das EU-Parlament weiter in Brüssel einsetzen“, so Plagge.

 

Für den BÖLW ist klar: „Wenn das neue Bio-Recht nicht besser wird als das bestehende, muss der Gesetzgebungsprozess gestoppt werden“, so Löwensteinabschließend und weist darauf hin, dass die EU-Kommission 2014 mit dem Revisionsmotto „Organic: More and Better“ angetreten war.

2016-10-15

Erste Hühner kommen in mobile Ställe

Eckhardt Eisenacht stallt heute die ersten beiden Herden in zwei mobilen Ställen auf. Ziel ist dabei, dass die Hühner immer frisches Futter haben, wenn sie sich ins Frei begeben. Dadurch wird vermieden, dass eine Hüherschar das Gelände rund um den Stall total abgrast. 

http://www.bioland-Ei.de

Mobiler Stall mitten in der Weide. Viel frisches Gras wartet auf die Hühner.

2016-10-14

Monsanto-Tribunal vom 14. bis 16. Oktobern Den Haag

Tribunale werden wegen schwerwiegenden Verbrechen ins Leben gerufen, um Vergehen gegen die Menschlichkeit anzuklagen und zu ahnden. Vom 14. bis zum 16. Oktober wird in Den Haag das Monsanto Tribunal und parallel die People's Assembly stattfinden.
Autorin Karin Heinze wird live dabei sein, die Stimmung einfangen, mit Initiatoren, Opfern, Richtern und engagierten Teilnehmern sprechen und von diesem einmaligen Ereignis berichten.

Wo weltweit sind die Hotspots – wo leiden Menschen besonders unter Pestiziden und gentechnisch veränderten Saaten?
Werden Vertreter von Monsanto kommen? Oder von Bayer? 
Welchen Einfluss kann das Tribunal nehmen?
Ist es möglich den Tatbestand Ökozid in das Internationale Recht aufzunehmen?
Welche kreativen Ansätze für eine lebenswerte Zukunft erarbeiten die Teilnehmer der People's Assembly?

Hier kommen Sie direkt zur aktuellen Berichterstattung aus Den Haag.
Und hier finden Sie weitere Infos: www.monsanto-tribunald.org/home/spendenaktion/

2016-10-12

Minister Schmidt, das Maß ist voll

Abgeschnittene Schwänze, nervtötender Maschinenlärm, beißender Güllegestank aus dem Spaltenboden: Wie viele andere Tiere durchleben Schweine in Massenställen Höllenqualen. Und die Ställe werden immer mehr, immer größer: In Losten (Mecklenburg-Vorpommern) fasst eine einzige Anlage 34.000 Schweine. Eine grüne Wiese oder Tageslicht kennt keines der Tiere. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) startet deshalb eine Gesetzesinitiative - und will so viele neue Megaställe verhindern.[1]

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) aber blockiert das Gesetz - im Interesse der mächtigen Agrarlobby.[2] Es droht ein Freibrief für immer neue Megaställe. Doch der Zeitpunkt ist günstig, den Minister umzustimmen: Die Union sorgt sich um ihre Prozente - und bald ist Bundestagswahl.

Mit mehr als 200.000 Unterstützer/innen im Rücken wollen wir uns Christian Schmidt an die Fersen heften. Wo immer er auftritt, stehen auch wir mit unserem Protest - bis nach Bayern, wo die CSU-Basis Megaställe ablehnt. So zeigen wir medienwirksam: Schmidt ist der Megastall-Minister. Wenn sich seine Wählerschaft dann gemeinsam mit hunderttausenden Bürgerinnen und Bürgern gegen immer neue Megaställe stellt, muss Schmidt seine Blockade aufgeben.

Wir warten nur noch auf Ihre Unterschrift - dann kann es losgehen!

Klicken Sie hier und unterzeichnen Sie den Eil-Appell

Von Milchpackungen lachen uns glückliche Kühe entgegen, die Wurst ziert ein putziges Schwein auf grüner Wiese: So stellen wir uns das Idyll vom Bauernhof vor. Doch die Realität sieht anders aus. In den letzten 20 Jahren wurden 90 Prozent der Höfe verdrängt - durch immer größere Agrarfabriken.[3] Eingepfercht auf engstem Raum vegetieren dort Millionen von Schweinen, Rindern, Hühner und Puten im Gestank ihrer eigenen Exkremente. Viele von ihnen leiden an Geschwüren, Parasiten und Verhaltensstörungen.[4] Mehr als 90 Prozent der Schweine erkranken während der Mast.[5] 

Hendricks’ geplante Gesetzesänderung wäre endlich ein wirksames Mittel gegen neue Megaställe. 
Für sie würden klare Regeln gelten:

  • Nach dem Baurecht könnten sich Agrarfabriken nicht länger als “landwirtschaftliche Betriebe” durchschummeln. Bürgerinnen und Bürger hätten Mitspracherecht beim Bau neuer Großanlagen.
  • Im Umweltschutzgesetz würden strengere Auflagen für Megaställe gelten.
  • Das Naturschutzrecht würde den Erhalt von Wiesen und Weiden zur artgerechten Tierhaltung stärken.

Landwirtschaftsminister Schmidt setzt unterdessen auf zahnlose “Tierwohl”-Initiativen – in Kooperation mit der Agrarlobby.[6] Dabei haben Journalist/innen kürzlich in den Ställen führender Lobbyisten erbärmliches Tierleid aufgedeckt.[7]

Doch Schmidt ist nicht nur der Agrarlobby verpflichtet, sondern auch seinen Wähler/innen in Bayern. Und dass wir Schmidt über seine Wähler/innen umstimmen können, hat unsere Kampagne gegen Neonikotinide gezeigt. Diese Pflanzengifte hätten auch unzählige Bienen getötet. Mit Anzeigen in bayerischen Zeitungen klärten wir die CSU-Basis darüber auf, dass Schmidt diese gefährlichen Pestizide zulassen wollte - prompt erklärte der Minister, er würde das bestehende Verbot beibehalten. So kann es uns gelingen, Schmidt auch diesmal zum Einlenken zu zwingen.

Eine Gesetzesänderung würde die Bürgerinnen und Bürger stärken, die mutig gegen Megaställe kämpfen. So auch in Hohenstein (Brandenburg), wo sich eine Bürgerinitiative gegen eine geplante Mastanlage für 150.000 Hühner wehrt. Weil die Anlage als landwirtschaftlicher Betrieb gilt, kann sie ohne Einverständnis der Gemeinde gebaut werden. Der Bürgerinitiative bleibt nur der Klageweg - mit hohen Kosten und ungewissem Ausgang.[8] "Wir kämpfen juristisch und mit Aktionen seit vier Jahren gegen die Mastanlage," sagt Wolfram Körmer von der Bürgerinitiative Hohenstein. “Auch die Stadtverordnetenversammlung ist auf unserer Seite. Ohne die Bevorzugung im Baurecht dürfte die Anlage gar nicht gebaut werden.”

Wenn Schmidt seinen Widerstand aufgibt, hätten Bürgerinitiativen wie in Hohenstein endlich eine Chance! Bitte helfen Sie mit und unterzeichnen Sie unseren Appell!

Klicken Sie hier, um den Megastall-Minister zu stoppen

Mit herzlichen Grüßen

Katrin Beushausen, Campact-Campaigner

PS: Massentierhaltung schadet übrigens nicht nur Tieren, sondern auch uns Menschen. Denn über die Gülle aus Megaställen gelangen Antibiotika-Rückstände und Nitrat in Grundwasser und Lebensmittel - und bedrohen so unsere Gesundheit.[9] 

[1] “Umweltministerin plant härtere Auflagen für große Tierställe”, Süddeutsche Zeitung, 4. Oktober 2016 
[2] Christian Schmidt im Interview, Passauer Neue Presse, 12. September 2016 
[3] Fleischatlas 2016, Heinrich-Böll-Stiftung, S. 8 
[4] “Was Sie über Massentierhaltung wissen sollten”, Süddeutsche Zeitung, 3. März 2014 
[5] Matthias Wolfschmidt, “Das Schweinesystem”, 2016, S. 17 
[6] “Kritik an der ‘Initiative Tierwohl’: Tierschützer sprechen von Betrug”, taz, 18. September 2016 
[7] "Massive Tierschutz-Probleme bei Bauern-Chefs", NDR Panorama, 23. September 2016 
[8] “Protest gegen Hähnchenmast - Hohensteiner BI geht ins Widerspruchsverfahren”, ODF, 12. Mai 2016 
[9] “Gefährliches Nitrat im Trinkwasser”, SWR online, 27. Mai 2016