2016-07-06

Saatgut: EU-Richtlinie verhindert Vielfalt

Es gibt keinen Zufall. Vor 50 Jahren, am 14. Juni 1966, wurden die ältesten der gültigen EU-Richtlinien erlassen: für den Handel mit Saatgut. In den 28 Staaten der EU beschränken zwölf gesetzliche Richtlinien den freien Verkehr von Saatgute. Bei bestimmten  Nutzpflanzenarten darf nur Saatgut von klar definierte Sorten gehandelt werden. Diese Sorten müssen angemeldet, geprüft und zugelassen werden. 

Diese Sorten-Zulassungspflicht begünstigt große Saatgutkonzerne und bevormundet Bäuerinnen und Bauern, Gärtnerinnen und Gärtnern. Sie verhindert die freie Wahl des Saatgutes. Das schränkt die biologische Vielfalt an landwirtschaftlichen Pflanzen ein und lässt die Vielfalt auf den Äckern, in den Gärten, Obstplantagen und Weinbergen schwinden.

Neu gezüchtete Sorten, die zum Handel angemeldet werden, haben hohe Hürden zu überwinden: die einzelnen Pflanzen müssen extrem homogen sein und diese Homogenität über Generationen bewahren. Wegen der hohen Homogenität und Stabilität können sich die Sorten kaum an Standortbedingungen wie Boden, Klima und Tageslänge anpassen.

Daher fordert die „Kampagne für Saatgut-Souveränität“: 
Das Handelsverbot für Saatgut von nicht zugelassenen Sorten muss aufgehoben werden. Die gesetzliche Einengung der Sortenvielfalt in der EU und weltweit muss beendet werden. 
Bäuerliche Ökosaatzucht macht unabhängig von Konzernen. Hier Sortenversuche mit der Ackerbohne Bilbo auf der Domäne Frankenhausen. . 

2016-07-02

Glyphosat-Funde in Honig belegen: Totalherbizid muss endlich vom Acker

Vier Abstimmungsversuche für die Zulassungsverlängerung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat scheiterten im Rat der EU-Mitgliedsstaaten. Jetzt kündigte der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis eine Verlängerung von 18 Monaten an. Die Entscheidung fiel am Donnerstag. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:
 
„Der exzessive Einsatz des Totalherbizids Glyphosat ist ein Dauerverstoß gegen europäisches Pflanzenschutzrecht. Denn dieses erlaubt Herbizide nur dort, wo die Ernte nicht anders und durch vorbeugende Maßnahmen gesichert kann.
 
Die jüngsten Funde von erheblichen Mengen an Glyphosat im Honig zeigen, dass Glyphosat sogar auf blühende Pflanzen gespritzt wird, womit Bienen geschädigt und Honig kontaminiert wird.
 
Die EU-Kommission würde mit der Zulassungsverlängerung den notwendigen Umbau der Landwirtschaft Richtung Nachhaltigkeit torpedieren. Glyphosat beeinträchtigt die Artenvielfalt und schädigt damit eine wichtige Ressource der Landwirtschaft.
 
Über 25.000 Bio-Betriebe und viele konventionelle Landwirte in Deutschland zeigen, dass Landwirtschaft auch ohne Glyphosat funktioniert. Bio-Bauern halten Unkräuter mit innovativen Verfahren erfolgreich ohne Risiko für Mensch und Umwelt und ohne externe Kosten im Zaum.“
 
Hintergrund
Der Totalherbizidwirkstoff Glyphosat beseitigt alle grünen Pflanzen und schädigt als Nebenwirkung viele Bodenorganismen und damit die Fruchtbarkeit und die Stabilität von Böden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Die Europäische Chemikalienagentur und die Pestizidexperten der WHO haben ihre Bewertung zu Glyphosat noch nicht abgegeben haben. Bereits veröffentlichte Gutachten zu Glyphosat zeigen keine eindeutigen Ergebnisse.
 
Infos über Glyphosat-Funde in Honig lesen Sie beim Informationsdienst Gentechnik auf http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/31996/.
 
Was der Pestizideinsatz an Folgekosten verursacht, hat das Schweizer Institut Infras in einer Pilotuntersuchung errechnet. Demnach lagen im Studienzeitraum die volkswirtschaftlichen Kosten des Pestizideinsatzes – Gesundheitsschäden, Ökosystemschäden, Regulierungsaufwand – bei 40 bis 80 % der Gesamtausgaben für Pestizide. Die Studie lesen Sie auf http://www.infras.ch/d/news/displaynewsitem.php?id=5160 und eine Zusammenfassung in der BÖLW-Broschüre „Zahlen, Daten, Fakten“ (Kapitel 10), s. http://www.boelw.de/fileadmin/Veranstaltungen/BIOFACH/ZDF/BOELW_ZDF_2016_web.pdf.   
 
Wie Glyphosat das Bodenleben beeinflusst, lesen Sie unter anderem in der Studie „Glyphosate and glyphosate-resistant crop interactions with rhizosphere microorganisms“, Abstract auf http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1161030109000641  
 
Mehr Infos zu Glyphosat lesen Sie im Dossier „Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")“ des Informationsdienstes Gentechnik auf http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/.