2010-02-26

Gentech-Lobby publiziert falsche Zahlen

Der ISAAA-Bericht 2009 betätigt erneut falsche Angaben über Erfolg der Gentechnik.

Gentechnikfrei boomt aller Orts (Logo: )

Der Jahresbericht der International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Application (ISAAA) stößt in Umweltschutzkreisen auf Erstaunen, denn der von den großen Gentechnik-Konzernen finanzierte Bericht spricht von einem Siegeszug der Agro-Gentechnik. Nach Einschätzungen der Umweltorganisationen stagniert die Entwicklung der grünen Gentechnik allerdings deutlich.

"Der Bericht zeichnet ein gefälschtes Bild im Auftrag der Gentech-Lobby", meint GLOBAL2000-Sprecher Jens Karg gegenüber pressetext. Der Anbau des Gentech-Mais Mon810 - der einzigen in der EU zugelassenen Gentech-Pflanze - ist um 15 Prozent zurückgegangen", so Karg. Doch darüber sei im "geschönten Bericht" nichts zu lesen.

ISAAA-Bericht: Wiederholt falsche Angaben
"Während 2008 die Anbaufläche für Gentech-Mais in der EU noch knapp 108.000 Hektar betrug, wurde im Vorjahr nur noch auf zirka 92.000 Hektar Gentech-Mais ausgebracht", rechnet Karg vor. "Das sind 0,78 Prozent der gesamten europäischen Maisanbaufläche von insgesamt 14 Mio. Hektar." Der Großteil der Gentech-Pflanzen Europas - insgesamt 80 Prozent - werden in Spanien angebaut. Dort sei die Anbaufläche im Vorjahr um 3.000 Hektar zurückgegangen.

"In sieben europäischen Ländern ist der Anbau von Mon810 im Vorjahr verboten worden." Legale dürfe derzeit nur in Portugal, Slowakei, Spanien, Rumänien und Tschechien angebaut werden. Illegal angebaut wurden schätzungsweise 3.000 Hektar in Polen. "Der ISAAA-Report rechnet diese illegalen Anbauflächen kommentarlos zu den Zahlen des Gentechnikanbaus in der EU dazu", so Karg. Das sei ein Indiz für den laxen Umgang dieser Industrie mit Wissenschaft und Gesetzen.

Gentechfreie Produkte boomen in den USA
Keine Erwähnung findet die Tatsache, dass in den USA das Interesse für gentechnikfreie Produkte stark im Steigen ist. "Von einem Siegeszug kann man hier nicht sprechen", so Karg. "Im Gegensatz zu den Behauptungen des ISAAA, erwirtschaften Landwirte bis heute keine höheren Erträge mit Gentech-Pflanzen. In erster Linie werden Gentech-Pflanzen von Betrieben verwendet, die auf Monokulturen setzen."

Mit keinem Wort erwähnt, werde im Bericht auch der wissenschaftlich bewiesene Umstand, dass gentechnisch veränderte Pflanzen immer stärkere Pestizide brauchen, da sich Resistenzen bilden. Das bedeutet auch, dass die Kosten für die Landwirte deutlich steigen. (pressetext berichtete)

Kein Dammbruch für Gentechnik in China
Eine Gentech-Reis-Zulassung für eine chinesichese Provinz werde von ISAAA zu einer Grundsatzentscheidung für ganz China hoch stilisiert, kritisiert Karg. "Wahr ist jedoch, dass die Zulassung nur für jene Provinz gegeben wurden, deren Universität den Reis entwickelt hat. In der Vergangenheit hat es mehrere dieser Zulassungen gegeben, ohne dass es zu einer China-weiten Anbauerlaubnis gekommen ist."

Greenpeace argumentiert, dass für die Konsumenten bis heute sowieso keinerlei Vorteile der Grünen Gentechnik sichtbar sind. Die globalen Anbauversuche und der Vertrieb von Gentech-Pflanzen beeinflusse allerdings die gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung negativ. Erst im Herbst 2009 deckte Greenpeace auf, dass aus Kanada stammende Lieferungen von mit Gentechnik verunreinigtem Leinsamen auch in Österreich auf den Markt gelangt waren.

Quelle: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner



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2010-02-09

Abteilungsleiterin wechselt von Europäischer Lebensmittelbehörde EFSA zu Gentechnik-Konzern

Die frühere Leiterin der Abteilung Gentechnik der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, Suzy Renckens, ist ohne Auflagen der Behörde direkt zur Gentechnikindustrie gewechselt. Dies geht aus Unterlagen hervor, die die Expertengruppe Testbiotech auf Nachfrage von der EFSA erhalten hat.

Der Wechsel zum Gentechnikkonzern Syngenta fand im Mai 2008 statt, erst Ende März hatte Frau Renckens ihr Arbeitsverhältnis bei der EFSA beendet. Nachdem Testbiotech den Vorgang öffentlich gemacht hatte, reagierte die Leitung der EFSA im Dezember 2009 auf diesen Vorgang und wies Frau Renckens auf ihre Verpflichtungen nach dem EU-Recht hin. Die Tätigkeiten leitender Mitarbeiter von EU-Behörden unterliegen nach deren Ausscheiden für einen Zeitraum von zwei Jahren einer Genehmigungspflicht. Im Fall Renckens hatte die Behörde keinerlei Einwände erhoben oder Auflagen erteilt.

„Die Leitung der Behörde hat gegen ihre Sorgfaltspflicht verstoßen. Der direkte Wechsel von Frau Renckens zur Industrie hätte nicht genehmigt werden dürfen. Der Leitung der EFSA scheint ein ausreichendes Problembewusstsein zu fehlen. Der Vorgang wird von der Behörde als normaler Vorgang dargestellt“, erklärt Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech e. V.

Am 10. November 2009 hatte Testbiotech erstmals über diesen Fall berichtet und eine offizielle Anfrage an die EFSA gerichtet. Diese wurde am 11. Januar 2010 beantwortet, wobei die zulässige Frist für die Beantwortung deutlich überschritten wurde. Die EFSA übermittelte zusammen mit ihrer Antwort verschiedene E-Mails, die zwischen Frau Renckens und der Behörde ausgetauscht worden waren. Demnach arbeitete Frau Renckens von April 2003 bis 31. März 2008 für die EFSA und informierte am 19 Mai 2008 ihre ehemaligen Arbeitskollegen per E-Mail darüber, dass sie jetzt in führender Position für den Konzern Syngenta arbeite. Nach eigener Auskunft werde sie in Zukunft bei der Behörde auch wegen der Marktzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen vorstellig werden. In ihrer Position bei der EFSA hatte sie zuvor genau die Expertengruppe geleitet, die diese Anträge zu prüfen hat.

„Bei dieser Nähe zur Industrie stellt sich die Frage, wie unabhängig die Behörde in ihren Entscheidungen bei der Zulassung gentechnisch veränderter Organismen agiert“, sagt Then. „Die EU-Kommission sollte hier eine klare Stellung beziehen.“

Erst im Dezember 2009, nachdem Testbiotech berichtet hatte und Journalisten bei der Behörde nachfragten, nahm die Leitung der EFSA Kontakt zu Frau Renckens auf und wies sie darauf hin, dass ihre Tätigkeit bis zu zwei Jahren nach ihrem Ausscheiden einer Genehmigungspflicht unterliege. Frau Renckens antwortete daraufhin, dass die EFSA über ihre Tätigkeit bereits unterrichtet sei. Unter anderem habe sie in ihrer neuen Funktion an einem Treffen der Behörde und der EU Kommission im März 2009 teilgenommen.

Testbiotech fordert Konsequenzen von der Leitung der EFSA. Der Verein wird sich in dieser Sache auch an die EU-Kommission wenden.

Nachricht von Testbiotech am 14. Januar 2010.