2010-07-23

Umweltorganisation will keine Lizenz zur Verunreinigung

Bonn/Wien (pte/16.06.2010/13:50) Der aktuelle Fall von vermeintlichen Spuren einer gentechnischen Veränderung in konventionellem Saatgut der Firma Pioneer Hi-Bred zeigt erneut, dass Schwellenwerte für Saatgut dringend erforderlich sind. Zu diesem Schluss kommen die Deutschen Maiszüchter in einer Aussendung. Umweltorganisationen sehen hingegen keinen Grund, eine Lizenz zur gentechnischen Verschmutzung zu erteilen, wie Global2000-Gentechnik-Experte Werner Müller http://www.global2000.at gegenüber pressetext erklärt.

"Verbraucher werden vorsätzlich getäuscht, denn wer hundertprozentige Reinheit verspricht täuscht die Konsumenten", erklärt Georg Folttmann, Leiter für Qualität und Umwelt beim Saatguthersteller KWS Saat http://www.kws.com gegenüber pressetext. "Um eine solche Reinheit zu gewährleisten müsste jedes Saatgutkorn untersucht werden." In offenen Produktionszyklen sei das somit nicht machbar. "Wir sind in Europa auf Importware angewiesen", betont Folttmann.

Kein Weg mehr zurück

"Die Saatguthersteller sollten erst einmal zeigen, wie man gentechnisch-kontaminiertes Saatgut wieder reinigt", kontert Müller. "Solange sie das nicht können, ist jede Diskussion sinnlos, denn mit der ersten Toleranz zu Verunreinigung landet man bald bei ziemlich hohen Kontaminationswerten von mehr als einem synthetischen Gen." Das wirklich Dramatische daran sei, dass es keinen Weg zurück mehr gebe.

Folttmann argumentiert damit, dass ohnehin bereits Mio. Tonnen gentechnisch verändertes Saatgut für die Futtermittel nach Europa importiert wird und damit eine Reinheit nicht gewährleistet werden könne. "Rund 80 Prozent unserer Lebensmittel kommen heute bereits mit gentechnischen Veränderungen in Berührung", so Folttmann. Von einer Gefahr für die Verbraucher oder die Umwelt könne also nicht die Rede sein. Zudem sind die in Rede stehenden gentechnischen Veränderungen in der EU als Nahrungs- und Futtermittel zugelassen.

Strenge Auslegung des Vorsorgeprinzips

Die Saatguthersteller argumentieren in der Aussendung damit, dass hundertprozentige Reinheiten auch in anderen natürlichen Stoffen sowie in Trinkwasser nicht gewährleistet werden könne. "Bei Trinkwasser kann man den Verschmutzer ausfindig machen und die Quelle abstellen", kontert Müller. Dann sei das Wasser wieder sauber. "Bei einer Gen-Verschmutzung, die sich immer wieder selbst vermehrt, ist das einfach nicht möglich. Hier hilft nur strenge Auslegung des Vorsorgeprinzips", so Müller.

Für Folttmann ist die Reinheit ein falscher Denkansatz. Grüne Gentechnologie sei ein Segen, da damit große Mengen an Pestiziden und Herbiziden eingespart werden konnten. "25 Jahre Erfahrungen mit dieser Art der Landwirtschaft haben gezeigt, dass es keine Risiken gibt." Müller sieht diese Aussage als PR-Ente der Gentech-Lobby. "25 Jahre Gentechnik in den USA und in Südamerika haben zu enormen und vielfältigen Problemen in der Landwirtschaft geführt." Dazu gehöre etwa das massive Auftreten von Unkräutern, die zunehmend als nationale Bedrohung in den USA gesehen werden - wie die New York Times kürzlich berichtete.

"Ein weiteres Problem ist das Auftreten von resistenten Insekten", so Müller. Ende 2009 hat eine Studie von Charles Benbrook vom Organic Center http://www.organiccenter.org mit Daten vom US-Department of Agriculture gezeigt, dass seit dem Beginn des kommerziellen Anbaus von Gentech-Pflanzen in den USA rund 145 Mio. Kilogramm mehr Pestizide ausgebracht wurden als zuvor (pressetext berichtete http://www.pressetext.com/news/091118025/ ).

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